ADFC Marl "Radtour vom 04.04.2023"
Eine 55 km lange, mittelschweren Tagestour "Zur Siedlung Dahlhauser Heide und zur Zeche Hannover"
Tourenleitung: Horst Sablotny
Tourenbericht von der Radtour "Zur Siedlung Dahlhauser Heide und zur Zeche Hannover"
Blauer Himmel, Sonne, kühl. Das sind die Wetterverhältnisse um 10 Uhr morgens am Rathaus Marl beim Start unserer kleinen Radler-Gruppe zur ADFC-Tagestour. Ziele sind die Wohnsiedlung Dahlhauser Heide und die Zeche Hannover in Bochum-Hordel. Durch Alt-Marl, dann über die Stübbenfeldstraße geht es zum Telgenbusch und weiter zum Schloss Herten. Durch den Emscherbruch erreichen wir bald die Erzbahntrasse, eine der landschaftlich sehr schön geführten früheren Bahntrassen, die heute als optimal ausgebaute Fuß- und Radwege viele Gebiete im Ruhrgebiet verbinden. Die Strecke führt überwiegend durch Grünzüge, ist abwechslungsreich und bietet immer wieder Ausblicke auf die umliegenden Siedlungen und Landschaften. Ein besonderes Highlight ist die „Grimberger Sichel“, die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal, auf der wir kurz anhalten und die Aussicht genießen.
Erstes Ziel heute ist die Siedlung Dahlhauser Heide, im Volksmund auch „Kappes-Kolonie“ genannt, eine Siedlung für die Arbeiter und „Beamten“ der Krupp-Zechen Hannover und Hannibal. Sie wurde „… von der Firma Krupp in den Jahren 1906 - 1915 für die Bergleute der Zechen Hannover/Hannibal errichtet. Die bewusst an vorindustriellen Bauformen orientierte Architektur der Häuser in der Dahlhauser Heide, die auch als Heimatstil bezeichnet wird, verleiht der Siedlung einen dörflichen Charakter. Die hufeisenförmig, um eine zentrale Parkanlage, angelegte Siedlung mit leicht geschwungenen Verbindungstraßen umfasste 339 Doppelhäuser für Bergleute und sechs zweieinhalbgeschossige Beamtenhäuser mit insgesamt 715 Wohneinheiten, die in insgesamt 45 verschiedenen Typen ausgeführt wurden.
DiePlanung der Siedlung hatte der leitende Architekt des Kruppschen Baubüros, der aus Württemberg stammende Robert Schmohl, übernommen. Er verband die Idee der Gartenstadt mit dem Heimatstil und entwarf eine Arbeitersiedlung mit dörflichem Charakter. Eine variantenreiche, fachwerkähnliche Fassadengestaltung, tief heruntergezogene Dachtraufen und Ställe zwischen den Häusern erinnern an altwestfälische Bauernhöfe. Das Zweifamilienhaus mit Wohnküche und guter Stube im Erdgeschoss und zwei Schlafräumen im Obergeschoss ist der vorherrschende Bautyp.
GroßzügigangelegteNutzgärten für Gemüseanbau und Kleintierhaltung und eine geschickte Eingrünung der zumeist gewundenen Straßen und Plätze unterstreichen auch heute noch das Bild einer romantisch-heimatlichen Idylle. (Zitat aus baukunst-nrw.de; Autor: Route Industriekultur/ Redaktion baukunst-nrw)
Wir lassen die unterschiedlich gestalteten Häuser der Wohnsiedlung in langsamer Fahrt an uns vorbeiziehen. Straßennamen wie Sechs-Brüder-Str., Muschelbank, Kreftenscheerstraße, Hauptflözstraße weisen auf den bergbaulichen Bezug hin. Die Siedlung ist ein eindrucksvolles Beispiel für die parallel zur Industrialisierung entwickelte Wohnkultur im Ruhrgebiet.
Bald nach Verlassen der Siedlung erreichen wir die Zeche Hannover. 1847 stieß hier die erste Bohrung mit dem Bohrturm „Sechs-Brüder“ in einer Teufe von 92 m auf das Steinkohlengebirge. Die Abteufarbeiten für Schacht 1 (Karl) begannen 1857, wenig später auch die für den Schacht 2 (Christian/Hermann). Über beiden Schächten wurden wuchtige Malakow-Türme errichtet. Der Name bezeichnet festungsähnliche, sehr massive, aus Mauerwerk erbaute Türme. Prototyp war wohl der „Malachow-Turm“ der Festung Sewastopol auf der Krim. Zwischen diesen beiden Türmen wurde das Maschinenhaus für die Fördermaschinen erbaut. 1872 kaufte Alfred Krupp das Bergwerk. Eine bedeutende Innovation bedeutete 1878 die Umstellung der Förderung an Schacht 2 auf die „Koepe-Förderung“, eine neue Art der Seilführung und Einbindung der Förderkörbe, die gravierende technische und wirtschaftliche Vorteile bot. Initiator und Namensgeber war der damalige Bergwerksdirektor Carl Friedrich Koepe. Schacht 2 wurde ab 1967 der zentrale Förderschacht für die Krupp-Zechen Hannover, Hannibal, Königsgrube, Vereinigte Constantin der Große und Mont Cenis. Am 31. März 1973 wurde das Bergwerk stillgelegt. (Informationen aus Wikipedia)
Eine Besichtigung des LWL-Museums Zeche Hannover, wozu auch der bergbauliche Kinderspielplatz
„Zeche Knirps“ gehört, nicht möglich. Es ist nur von Mi-So geöffnet.
Auf dem Weg zurück legen wir eine Kaffeepause in Röllinghausen ein und fahren dann weiter auf der Erzbahntrasse bis Herten-Langenbochum. Von dort aus führt die Route uns durch die Ried, an den Fischteichen vorbei und weiter zurück in die Marler City.
Text: H. Sablotny
Fotos: Ulrike Myller / Heike Kather